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      25. Juni 2018

      Continental für Forschung am Löwenzahnreifen von Universität Münster ausgezeichnet

      • Westfälische Wilhelms-Universität Münster zeichnet Continental für Forschungsprojekt Taraxagum aus
      • Die Wurzel des Russischen Löwenzahn wird Quelle für natürlichen Kautschuk in zahlreichen Gummianwendungen
      • Eigenes Forschungslabor für Löwenzahnkautschuk öffnet noch in diesem Jahr
      • Continental prognostiziert möglichen Handelsbeginn der Löwenzahnreifen frühestens für 2023

      Das Technologieunternehmen Continental hat gemeinsam mit dem Münsteraner Professor Dr. Dirk Prüfer den Transferpreis der Universität Münster für das Forschungsprojekt Taraxagum erhalten. Ziel der Forschung ist es, aus der Wurzel des Russischen Löwenzahns natürlichen Kautschuk für zahlreiche Gummianwendungen zu gewinnen. Ausgezeichnet wurde der erfolgreiche Know-how-Transfer aus der Biotechnologie-Forschung in die wirtschaftliche Anwendung. Mit Hilfe einer in Münster entwickelten Biotechnologie verkürzen die Wissenschaftler die Zeitspanne, die benötigt wird, um eine ertragreiche und damit industriell nutzbare Löwenzahnpflanze zu züchten. Der Transferpreis der Universität Münster ist mit 10.000 EUR dotiert. Das Preisgeld wird für die Arbeit des Botanischen Gartens der Universität Münster gespendet. Hier begann die Aufzucht der ersten Löwenzahnpflanzen für die Forschung am Löwenzahnkautschuk. Noch in diesem Jahr plant das Technologieunternehmen die Eröffnung eines eigenen Taraxagum-Forschungslabors in Anklam, Mecklenburg-Vorpommern. Lokal gewonnener Kautschuk wird lange Transportwege und so Kohlendioxidemissionen einsparen. Continental erwartet frühestens in fünf Jahren die Serienreife des Löwenzahnreifens.

      Hintergrund zum Löwenzahnkautschuk

      Der Russische Löwenzahn hat eine spannende Eigenschaft: Sein Milchsaft enthält hochmolekularen Kautschuk, also lange Ketten aus Kautschuk-Molekülen, die für viele Gummiprodukte ein wichtiger Rohstoff sind. Versuche, diesen Rohstoff zu nutzen, waren in der Vergangenheit jedoch wenig erfolgreich. Das ist seit Kurzem anders: Der Reifenhersteller Continental stellte Prototypen von Lkw- und Pkw-Reifen aus Löwenzahnkautschuk her. Derzeit investiert Continental 35 Millionen Euro in ein Forschungslabor für Löwenzahnkautschuk in Mecklenburg-Vorpommern, unterstützt vom dortigen Wirtschaftsministerium.

      Dass der Löwenzahnkautschuk jetzt nutzbar gemacht wird, ist dem Forscherteam um Prof. Dr. Dirk Prüfer zu verdanken. Der Biotechnologe ist Professor für Biotechnologie der Pflanzen an der WWU und Leiter der Abteilung „Pflanzliche Biopolymere“ am Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, Außenstelle Münster. Die Wissenschaftler hatten ursprünglich allerdings nicht an die Anwendung gedacht. „Unser Mandat ist es nicht, Reifen zu bauen. Wir wollen die molekularen Grundlagen der Kautschuk-Biosynthese in der Pflanze verstehen“, sagt Dirk Prüfer. Genau dieses biologische Verständnis rückt nun die industrielle Nutzung in greifbare Nähe. Zwar enthält Russischer Löwenzahn (Taraxacum koksaghyz) mehr Kautschuk als andere Löwenzahn-Arten. Dennoch reicht die Menge für eine Produktion im Industriemaßstab noch nicht aus. Und so robust und anspruchslos Löwenzahn auch ist – er ist keine Ackerpflanze, die stabile Erträge liefert und damit rentabel ist. Bis jetzt jedenfalls. Durch gezielte Zuchtprogramme ändert sich das derzeit.        

      Mit DNA-Analyse schneller züchten

      Ein zentraler Aspekt dabei ist die Entwicklung sogenannter DNA-Marker durch die Münsteraner. Diese Marker sind natürlicherweise vorkommende Stellen im Erbgut, die im Labor nachweisbar sind und jeweils in Kombination mit derjenigen „Regieanweisung“ im Erbgut auftreten, die eine bestimmte gewünschte Eigenschaft der Pflanze erzeugt. Ein Beispiel ist ein höherer Kautschukgehalt. Durch eine DNA-Analyse stellen die Wissenschaftler bereits beim Keimling fest, ob er die angestrebte Eigenschaft besitzt. Sie können dem Züchter sofort sagen, ob es sich lohnt, mit dieser Pflanze weiter zu züchten. Dieser Prozess, der bei alten Kulturpflanzen intuitiv und teils über Jahrtausende erfolgte, ist damit zielgerichtet möglich und zeigt bereits nach wenigen Pflanzengenerationen vielversprechende Ergebnisse.

      Parallel zur laufenden Zucht soll das Continental Forschungslabor in Anklam in Mecklenburg-Vorpommern noch in diesem Jahr in Betrieb gehen. Continental schätzt die Entwicklungszeit bis zur Serienreife des Löwenzahnreifens auf noch mindestens fünf Jahre. Dann können mit der Nutzung des lokal gewonnen natürlichen Kautschuks lange Transportwege und damit Kohlendioxidemissionen eingespart werden.