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      6. Continental-Studentenumfrage
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      04. September 2009

      6. „Continental-Studentenumfrage“

      Staat hat in der Krise mehr als notwendig getan - soll sich aber stärker an Schlüsselindustrien beteiligen

      • Mehrheit der Hochschulabsolventen für neue Definition der Marktregeln
      • Anhaltende Rezession trübt Einschätzung der Karrierechancen nicht ein

      Hannover/Berlin, 4. September 2009. Der Staat hat im Verlauf der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise „mehr als notwendig getan“. Diese Auffassung vertreten in diesem Sommer rund 42 Prozent der deutschen Studenten, zu Jahresbeginn waren es knapp 24 Prozent. Während im Sommer jeder vierte Hochschulabsolvent der Meinung ist, die Regierung habe sich „völlig richtig“ verhalten, war es zu Jahresbeginn noch fast jeder Dritte. „Zu wenig“ getan zu haben, attestiert der Regierung nur eine verschwindende Minderheit. Gleichzeitig spricht sich etwa die Hälfte der Hochschulabsolventen dafür aus, dass sich die öffentliche Hand stärker an Schlüsselindustrien beteiligen soll. Trotz der schweren Rezession schätzen die Hochschüler ihre eigenen Karriereaussichten weiter überwiegend als „gut“ bis „sehr gut“ ein.

      Das sind einige Ergebnisse der repräsentativen 6. „Continental-Studentenumfrage“ unter angehenden Ingenieuren, Natur- und Wirtschaftswissenschaftlern, die der internationale Automobilzulieferer am 4. September in Berlin präsentiert hat. TNS/Infratest hatte rund 1.000 Studenten nach ihren Ansichten zu Karriere, Arbeitswelt und Hochschul­themen befragt. Weiterer Themenschwerpunkt war in diesem Jahr die Einschätzung der Studenten zu Fragen rund um die Wirtschaftskrise. Deshalb hat Continentalerstmals eine zweistufige Erhebung vornehmen lassen: Der ersten umfassende Befragung im Januar folgte eine Nacherhebung Ende Juni / Anfang Juli, um eine mögliche Veränderung des Meinungsbildes im Verlauf der Rezession und ihrer Folgen aufzeigen zu können.

      „Wir haben als international aufgestelltes Technologieunternehmen mit Stammsitz in Deutschland bei unserer langjährig angelegten Studie in diesem Jahr ganz bewusst einen Schwerpunkt beim Thema Wirtschaftskrise gelegt. Als Autozulieferer sind wir natürlich auch von den Auswirkungen betroffen. Umso mehr interessiert es uns, wie unsere potenziellen künftigen Leistungsträger in Forschung und Entwicklung ebenso wie im Management mit diesem Thema umgehen. Deshalb betrachten wir es als ausgesprochen positives Zeichen, dass die deutschen Hochschulabsolventen ihre Karriereaussichten trotz negativer Wirtschaftsdaten auch im langjährigen Vergleich unverändert überwiegend sehr positiv sehen. Die Studenten nehmen offensichtlich die Herausforderungen an, ein ’gestriges’ Wirtschaftsfeld zu restrukturieren, bzw. ein in Teilen neues zu schaffen“, sagte Continental-Personalvorstand Heinz-Gerhard Wente.

      74 Prozent der Studenten sehen ihre Karriereaussichten als „sehr gut“ bzw. „gut“, wobei die Männer mit 80,8 Prozent sogar einen Prozentpunkt über dem Wert der Studentenumfrage von 2008 liegen. Die Einschätzung der persönlichen Wettbewerbsfähigkeit der Studierenden als „sehr gut“ oder „gut“ steigt weiter und verfehlt den Top-Wert von 2006 (57,7 Prozent) um nur 1,3 Prozentpunkte. Trotz dieses grundlegenden Selbstbewusstseins glaubt die Hälfte der Befragten (Januar 50 / Juni/Juli 52 Prozent), dass der Berufseinstieg durch die Krise negativ beeinflusst wird. Der meistgenannte Aspekt für diese Negativeinschätzung: Schwierigkeiten den Jobwunsch zu realisieren (Januar 5,3 / Juni/Juli 21,2 Prozent).

      „Die Studierenden schätzen ihre Karrierechancen jetzt als gut ein. Und das wird auch so bleiben, wenn sie sich im lebenslangen Lernen immer wieder einen Wissensvorsprung erarbeiten“, kommentiert Prof. Dr. Sabine Remdisch, Vize-Präsidentin der Leuphana Universität Lüneburg und Verantwortliche für den Bereich „Lebenslanges Lernen“, die Karriereaussichten der Hochschüler.

      In Sachen Finanzmärkte beurteilen rund 40 Prozent (Januar 38,4 / Juni/Juli 41,9 Prozent) der Befragten ihren Kenntnisstand mit „gut“. Rund ein Drittel (Januar 33,8 / Juni/Juli 35,5 Prozent) glaubt, „gut“ über Marktsysteme in einer globalisierten Welt mitreden zu können. Gut zwei Drittel (Januar 62 /Juni/Juli 63,5 Prozent) geben dagegen an, zum Bereich Kontrolle und Regulierung der Finanzmärkte „zu wenig“ zu wissen.

      Mehr als die Hälfte (Januar 52,2 / Juni/Juli 52,1 Prozent) der Studentinnen und Studenten sind der Meinung, dass die Marktregeln im Zuge der Globalisierung neu definiert bzw. neu erfunden werden müssen. Auf Nachfrage halten 18,7 Prozent (Juni/Juli 16,3 Prozent) eine veränderte staatliche Regulierung und/oder Kontrolle für nötig. 11,5 Prozent (Juni/Juli 10,2 Prozent) sprechen sich für Einschränkungen und/oder Verbote von (hoch-)spekulativen bzw. riskante Finanzprodukten aus. Knapp ein Drittel (Januar 27,7 / Juni/Juli 28,5 Prozent) kann oder möchte zum Thema Neudefinition der Marktregeln keine Stellung beziehen.

      Etwa die Hälfte der Befragten (Januar 51,7 / Juni/Juli 46 Prozent) fordert, der Staat solle sich an Schlüsselindustrien wie die Automobilindustrie, der Maschinenbau oder die Energieversorger stärker beteiligen und sich so mehr Einfluss zu sichern. 31,4 Prozent (Januar), bzw. 38,2 Prozent (Juni/Juli) sind der Meinung, der Staat solle sich aus der Wirtschaft heraushalten. Am deutlichsten äußern diese Meinung Wirtschaftswissenschaftler (Januar 42,3 / Juni/Juli 47,1 Prozent), wohingegen bei den Naturwissenschaftlern nur knapp jeder Dritte (Januar 25,6 / Juni/Juli 32,9 Prozent) dieser Meinung ist.

      "Mich beeindruckt, dass die Mehrheit der Befragten meinen, der Staat hätte in der Krisenbewältigung mehr als genug getan. Das sollten sich die Politiker, die vor dem Hintergrund der Krise meinen, unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem umkrempeln zu müssen, hinter die Ohren schreiben!" kommentiert Prof. Dr.-Ing. E.h. Henkel, Senior Berater der Bank of America, die Ergebnisse. Dr. Wilfried Prewo, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hannover fügt hinzu: „Die Conti-Studie zeigt eines sehr klar: Der weitaus überwiegende Teil der Studierenden sieht seine Zukunft in privatwirtschaftlichen Unternehmen. Das belegt deutlich, wie ausgeprägt das Vertrauen in das System der Marktwirtschaft ist. Gut zwei Drittel der angehenden Wirtschaftswissenschaftler, Ingenieure oder Naturwissenschaftler legen keinen Wert darauf, in einem Unternehmen mit staatlichem Einfluss oder gar unter staatlicher Kontrolle zu arbeiten.“

      Zum Thema Begrenzung von Managergehältern ist die Studentenschaft gespalten. Im Januar sind 54,1 Prozent und im Juni/Juli 48,7 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Festlegung der Höhe der Managergehälter Sache der Unternehmen und nicht des Staates sein soll. 41,5 (Januar) bzw. 48,2 Prozent (Juni/Juli) sind jedoch überzeugt, dass Managergehälter per Gesetz begrenzt werden sollten. Im Januar wurde diese Grenze bei durchschnittlich 575.000 Euro angegeben, im Juni/Juli liegt sie bei 608.000 Euro. Unterschiede gibt es hier zwischen den verschiedenen Fachrichtungen und den Befragungszeiträumen: Naturwissenschaftler durchschnittlich 543.000/561.000 Euro, Wirtschaftswissenschaftler durchschnittlich 520.000/754.000 Euro, Ingenieurwissenschaftler durchschnittlich 751.000/712.000 Euro.

      Wenn im Zusammenhang mit der Finanzkrise vom Fehlverhalten der Eliten die Rede ist, dann sind sich die Mehrheit der Studentinnen und Studenten einig: Eine zu hohe Risikobereitschaft, ohne dafür einstehen zu müssen (Januar 62,7 / Juni/Juli 61,3 Prozent) und keine hinreichende Haftung für die Verantwortlichen (Januar 55,6 / Juni/Juli 58,8 Prozent) fördern ihrer Ansicht nach ein Fehlverhalten. Die Verschleierung der wahren Verhältnisse (Januar 61,8 / Juni/Juli 60,6 Prozent) und die Unehrlichkeit der Akteure (Januar 59,6 / Juni/Juli 55,9 Prozent) werden außerdem angeführt.

      Ein weiteres Kapitel der Umfrage beschäftigte sich mit dem Thema Ethik. Mit diesem Begriff assoziieren die Hochschulabsolventen im Allgemeinen Moral (45,3 Prozent), menschlich korrektes Verhalten und/oder Handeln (33,5 Prozent), ein Empfinden für Falsch und Richtig (12,7 Prozent), allgemeingültige Normen (12,4 Prozent) und Regeln des Miteinanders (12,1 Prozent). Bei offener Fragestellung sind im Bezug auf Ethik in der Wirtschaft den Befragten die folgenden Punkte wichtig: Jeder Fünfte (21,3 Prozent) gibt an, dass eine faire Behandlung von Arbeitnehmern, Lieferanten und Kunden wichtig ist. 14,8 Prozent geben zu Bedenken, dass das Unternehmensziel nicht nur auf die Gewinnmaximierung ausgerichtet sein kann. Nachhaltigkeit, bzw. nachhaltiges Wirtschaften, umweltverträgliches Produzieren und Handeln erachten 13,7 Prozent für wichtig. Für jeden Zehnten fallen gerechte Entlohnung, gleicher Lohn für gleiche Arbeit (11,3 Prozent) und allgemeines Verantwortungsbewusstsein (10,6 Prozent) unter den Begriff Ethik in der Wirtschaft.

      „Die Fragen zur Ethik allgemein und zum ethischen Handeln in der Wirtschaft beschäftigen uns natürlich auch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der ein Stück Verantwortung für die curriculare Ausgestaltung von Studienprogrammen trägt, nicht ernsthaft überlegt, wie man zugehörige Schlüsselkompetenzen stärken kann“, sagte Prof. Dr.-Ing. habil. Jens Strackeljan, Prorektor für Studium und Lehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

      Die Studie:

      Präsentation als pdf-Datei zum Herunterladen. - pdf (894KB)

      Ausgewählte Tabellen Auswertung Januar 2009 als PDF zum Herunterladen. - pdf (393KB)

      Ausgewählte Tabellen Auswertung Juni/Juli 2009 als PDF zum Herunterladen.  - pdf (463KB)

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