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      20. Juni 2013

      Junge Menschen wollen keine Quotenvorgaben, sondern Balance zwischen Beruf und Privatleben

      10. „Continental-Studentenumfrage“

      • Fast zwei Drittel der Studierenden geben Partnerschaft/Familie größten Stellenwert
      • Junge Menschen wünschen sich Sicherheit und fühlen regionale Verbundenheit
      • Generation Y blickt grundsätzlich optimistisch in die Zukunft

      Hannover, 20. Juni 2013. Studierende sehen Männer bei den Karrierechancen klar im Vorteil, trotzdem befürwortet nur gut ein Viertel (26 Prozent) eine gesetzliche Frauenquote. Etwa zwei Drittel (65 Prozent) der im Rahmen der 10. „Continental-Studentenumfrage“ Befragten sind der Ansicht, dass Frauen gegenüber Männern bei der Karriere benachteiligt sind. Nur gut ein Viertel (28 Prozent) ist der Auffassung, dass Männer und Frauen in allen Lebensbereichen gleichberechtigt sind. Gleichzeitig findet sich jedoch selbst unter den weiblichen Studierenden nur ein Drittel (33 Prozent) Quoten-Befürworterinnen. Auffällig ist, dass 77 Prozent der Studenten ihre Zukunftsperspektiven als gut bewerten, während das nur 67 Prozent der Studentinnen so sehen. Ein Indiz für die Gründe dieser Einschätzungen gibt die Antwort auf die Frage nach der Kinderbetreuung: Fast die Hälfte der Frauen rechnet damit, dass sie diese Aufgabe übernehmen wird, nur etwa ein Drittel der Männer widerspricht dieser Annahme.

      „Die Ergebnisse bestätigen einmal mehr, dass junge Menschen keine Quote wollen. Vielmehr wünschen sie sich eine Arbeitswelt, in der Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen sind. Mittlerweile sind sogar mehr Männer (59 Prozent) als Frauen (55 Prozent) bereit, ihre beruflichen Ziele für die Familie zurückzustellen“, erklärte Continental-Personalvorstand Elke Strathmann. „Noch 2006 waren 22 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen bereit, für die Karriere sogar auf die Gründung einer Familie zu verzichten. Hier wird auch deutlich, dass sich die weiblichen Studierenden darüber bewusst sind, dass Karrierefortschritte auf Leistung beruhen. Diesen Willen zum Engagement und ihren Wunsch nach Vereinbarkeit gilt es gleichermaßen zu berücksichtigen.“

      Die am Donnerstag in Hannover vorgestellte Jubiläums-Ausgabe der Langzeitstudie des internationalen Automobilzulieferers, Reifenherstellers und Industriepartners zu Erwartungen von Studierenden in Sachen Arbeitswelt, Beruf und Karriere widmete sich diesen Kernfragen: Was bedeutet für die Studierenden Work-Life-Balance? Welches Bedürfnis nach Freiheit und Sicherheit hat die junge Generation? Und von welchen Karrierewegen träumt die „Generation Y“ (junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren)? Für die repräsentative Studie befragte das Institut für angewandte Sozialforschung Infas 1.011 Studierende. Die Präsentationsveranstaltung wurde live an 16 Continental-Standorte in Deutschland übertragen, wo mehr als 1.000 Studierende beim "Student Day" des internationalen Automobilzulieferers Gast waren und Einblicke in die Arbeit eines hoch innovativen Technologiekonzerns bekamen.

      Grundsätzlich legt die „Generation Y“ großen Wert auf eine individuelle Lebensgestaltung, bei der es möglich ist, Beruf und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen. Dabei stufen sie die Bedeutung der Lebensbereiche „Beruf und Arbeit“, „Familie und Partnerschaft“ sowie „finanzielle Sicherheit und Vorsorge“ für sich auf nahezu gleichem Niveau ein. „Die Herausforderung der Zukunft wird darin bestehen, gut ausgebildeten jungen Menschen im beruflichen Umfeld Spielraum zu geben, damit sie individuell leben können und gleichzeitig Sicherheit für planbare Rahmenbedingungen bekommen. Dabei gilt es jedoch, immer die Anforderungen der Unternehmen im Blick zu behalten“, analysierte Strathmann.

      „In einer Welt, die vom Wandel geprägt ist, suchen auch junge Menschen Halt: So ist der Wunsch nach einer geregelten Arbeitszeit, festen Arbeitsverhältnissen, die starke Priorisierung der Familie oder die Verwurzelung mit der heimatlichen Region ein Indikator für eine dynamische und zumindest auf den ersten Blick verunsichernde Zukunft. Hier möchte ich den jungen Menschen Mut machen, etwas zu wagen: Erlaubt Euch große – auch berufliche – Träume, seht die Chancen und macht Euch daran, sie zu verwirklichen, denn Ihr könnt Eure Zukunft aktiv gestalten“, ermutigte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar die Studierenden, der die Podiumsdiskussion im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse der Studentenumfrage moderierte.

      Zudem müssten bei dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch die Lebensphasen in den Blick genommen werden. „40 Prozent der Befragten waren unter 24 Jahre alt. Das Durchschnittsalter einer Frau in Deutschland bei der Geburt des ersten Kindes liegt knapp über 30 Jahre. Das bedeutet, für die Mehrheit der Studierenden wird das Thema erst akut, wenn sie schon eine Weile im Berufsleben stehen und erste Karriereschritte gemacht haben“, erklärte Strathmann. „Daher müssen wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Karriereleitern bauen, die in verschiedene Richtungen führen, auf denen sie auch mal eine Pause machen können oder die Geschwindigkeit des Aufstiegs variieren können.“

      Karriere und Work-Life-Balance

      Strathmann attestierte den Fachkräften von morgen einen klaren Willen zum Erfolg: „Vier von fünf Studierenden (82 Prozent) ist es wichtig, im Beruf etwas zu leisten. Und die Absolventen sind unverändert sehr optimistisch, was die eigenen Karriereaussichten angeht, auch wenn die Schuldenkrise im Euroraum gewisse Spuren hinterlassen hat.“ Nach einem Hoch im vergangenen Jahr mit 77 Prozent ist mit 72 Prozent der Befragten immer noch eine klare Mehrheit sehr oder eher zuversichtlich bezüglich der eigenen künftigen Karriere.

      Auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich bewerten die Studierenden positiv – Tendenz steigend: Nach 53 Prozent 2007 schätzen jetzt 60 Prozent ihre Wettbewerbsfähigkeit als (sehr) gut ein. Eine Erklärung dafür könnte die parallel ebenfalls verbesserte Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen durch die Studierenden sein: Sahen 2006 noch 64 Prozent deutsche Unternehmen als gut aufgestellt an, sind es aktuell 72 Prozent. „Die Studierenden haben in den letzten zehn Jahren miterlebt, wie Deutschland vom ‚kranken Mann in Europa‘ zum Wirtschaftsmotor aufgestiegen ist. Diese ökonomische Stärke überträgt sich“, sagte Strathmann.

      „Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Absolventen ist in der Tat hoch. Aber ich warne davor, das als Selbstverständlichkeit anzusehen. Gerade in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen müssen wir viel tun, um die Qualität der Lehre weiter zu verbessern, damit deutsche Absolventen auch weiterhin international führend in der Technologieentwicklung sind“, appellierte der frühere Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) Prof. Dr. Bruno O. Braun, der an der Podiumsdiskussion teilnahm.

      Prof. Dr. Erich Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover, attestierte Studierenden – vor allem Studentinnen – der sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) gute Karrierechancen: „Wer heute als Frau ein technisches oder naturwissenschaftliches Studium wählt und zum Abschluss bringt, hat allerbeste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Daher haben Schule und Universität gemeinsam die Aufgabe, mehr junge Mädchen für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern.“

      Gleichzeitig bestätigt die Studentenumfrage einen bereits in den Vorjahren erkennbaren Trend hin zu mehr Planbarkeit und Freiräumen für eine individuelle Lebensgestaltung: Während 2006 nur 17 Prozent der Studierenden den Wunsch nach planbaren Arbeitszeiten mit einer tariflich geregelten 40 Stunden Arbeitswoche äußerten, waren es 2010 bereits 30 Prozent. Aktuell sind es sogar 39 Prozent, dies ist der bisher höchste Wert seit Beginn der Befragung. Umgekehrt sind nur noch 21 Prozent bereit, frei vereinbart über 40 Stunden pro Woche zu arbeiten – 2006 waren es noch 48 Prozent, 2010 lediglich 31 Prozent. Für rund 70 Prozent ist zudem die eigene freie Arbeitseinteilung wichtig.

      „Beruflichen Erfolg und Privatleben in eine gesunde Balance zu bringen, ist immer ein Zeichen intelligenten und flexiblen Arbeitens. Besonders lange Arbeitszeiten können genauso wenig eine Lösung sein, wie die Reduktion der Arbeitszeit. Unsinnig lange Arbeitstage, Meetings nach 18 Uhr und am Wochenende sowie nächtliche Feuerwehreinsätze sind fast immer eine Folge ineffizienter Prozesse und mangelnder Kooperation. Hier ist Optimierung zu Gunsten planbarer Freiräume nötig und möglich. Denn eines muss uns allen klar sein: Mit dem Rückgang der Zahl der Erwerbspersonen in Deutschland um etwa 6 Millionen bis 2030 kann eine Teilzeit-Arbeitswelt nicht die passende Lösung sein“, sagte Strathmann.

      Bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber stehen eine unbefristete Anstellung sowie Verdienstmöglichkeiten und Sozialleistungen bei den jungen Menschen ganz oben auf der Liste. Erst danach folgen der eigene Aufgabenbereich oder auch Weiterbildungsoptionen. Vier von fünf Studierenden geben an, nicht der Einsatz von Ellenbogen sei für sie wichtig, sondern kollegiale Zusammenarbeit. „Die ‚Generation Y‘ will sich an einem Arbeitsplatz ohne Machtkämpfe wohl fühlen. Sie will Individualität und Freiheit auch am Arbeitsplatz, aber gleichzeitig Sicherheit und Stetigkeit. Sie möchte beruflich erfolgreich sein, aber auch ihre individuelle Vorstellung vom Leben verwirklichen“, fasste Elke Strathmann zusammen.

      Das kann die Schwimm-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Britta Steffen nachvollziehen: „Ich verstehe diese Einstellung voll und ganz. Man arbeitet heute, um ein in sich rundes Dasein zu führen, man lebt nicht nur für den Job. Die Studierenden wissen oft, wie wertvoll Familie, Freunde und Heimat sind. In meinem Umfeld sehnt sich die Mehrheit nach einer soliden Partnerschaft, einem interessanten und erfüllenden Beruf und der Möglichkeit, das private Leben zu leben.“

      Mobilität und Sicherheit

      Den Wunsch nach Sicherheit und Planbarkeit hält eine Mehrheit am ehesten mit einem festen Angestelltenverhältnis für erfüllbar: 58 Prozent sehen sich eine lange Zeit ihres Berufslebens bei einem Unternehmen und wollen sich hier weiterentwickeln. 2005 wollte dies nur jeder Vierte. Andere Beschäftigungsformen oder Formen der Selbstständigkeit sind für weniger als 20 Prozent eine Alternative. „Die Entwicklungsperspektiven und Sicherheiten, die große Konzerne wie die Continental bieten, haben somit weiter eine hohe Attraktivität“, hob Strathmann hervor. „Außerdem passen unsere Werte zu den Erwartungen der jungen Menschen: Freiheit, Vertrauen, Verbundenheit und Gewinnermentalität“, betonte sie. 

      Die Umfrage zeigt einen weiteren Beleg für Streben nach Sicherheit: Fast die Hälfte (48 Prozent) der Studierenden wünscht sich, in der vertrauten Heimatregion einen Arbeitsplatz zu finden. „Ein wichtiger Grund für diesen Mangel an Mobilität kann in der wahrgenommenen Stärke und Sicherheit des deutschen Arbeitsmarktes liegen“, erläuterte Strathmann. „Je besser die Perspektiven innerhalb Deutschlands wahrgenommen werden, desto geringer scheint die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen. Hier müssen wir zum einen die Studierenden ermutigen, langfristig zu denken, und zum anderen offen und ehrlich kommunizieren: Internationale Erfahrungen sind und bleiben eine Kernvoraussetzung für den Sprung in das Top Management eines global agierenden Konzerns. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Möglichkeiten für Auslandsaufenthalte zu schaffen, die für beide Seiten einen Gewinn darstellen.“

      Künftige Arbeitgeber könnten die Studierenden laut Umfrage vor allem durch eine überdurchschnittliche Bezahlung (45 Prozent) und eine zeitliche Befristung (42 Prozent) ins Ausland locken. Dabei stehen die USA (52 Prozent) und die Schweiz (60 Prozent) bei den jungen Menschen als Einsatzorte am höchsten im Kurs, die Wachstumsregionen Asien oder Südamerika liegen dagegen zurück (13 Prozent für China bzw. 18 Prozent für Südamerika). Diese Relation lässt sich auch in den zurückliegenden Jahren beobachten: Bereits 2007 lagen die USA und die Schweiz mit 54 und 77 Prozent in der Beliebtheit weit vor China und Südamerika mit 20 und 32 Prozent. „Hier müssen wir ehrlich sagen: Die strategisch und wirtschaftlich relevanten Einsatzorte für einen beruflichen Auslandsaufenthalt sind nicht deckungsgleich mit beliebten Urlaubsregionen“, sagte Strathmann.

      Dr. Volker Müller, Hautgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion, sah hier zwei Seiten einer Medaille: „Überraschend ist, dass die Bereitschaft für Auslandsaufenthalte wenig ausgeprägt ist. Auf der einen Seite freut es mich zum Beispiel für die niedersächsische Wirtschaft, dass die jungen Menschen am Standort bleiben wollen. Das zeigt: Unsere Mittelständler haben gute Chancen bei den jungen Akademikerinnen und Akademikern. Zum anderen erwarten wir aber auch eine höhere Aufgeschlossenheit gegenüber berufsbedingten Auslandsaufenthalten. Schließlich internationalisieren sich unsere Unternehmen, Märkte und Produkte.“

      Gegen einen Auslandsaufenthalt sprechen nach Ansicht von 87 Prozent der Befragten Auswirkungen auf Familie und Partnerschaft bzw. Freunde und Bekannte (51 Prozent). „Hier zeigt sich die Schattenseite des Strebens nach Sicherheit, Heimat, Verlässlichkeit und Sesshaftigkeit: Die mangelnde Bereitschaft zur Mobilität kann für die Studierenden in der Zukunft ein Manko werden. Sie verengt letztlich auch den Blick der jungen Menschen auf die Welt: Urlaub und Facebook-Chats ersetzen keine mehrjährige Erfahrung in und mit einer anderen Kultur und Arbeitswelt. Wir wollen jungen Menschen in jedem Fall die Chance geben, ihren Horizont langfristig zu erweitern“, unterstrich Strathmann abschließend.

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