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      14. April 2004

      1. Continental-Studentenumfrage

      Studie des Automobilzulieferers zeigt Meinungsbild zu Arbeitswelt auf

      Darmstadt/Hannover, 14. April 2004. Nahezu die Hälfte der deutschen Studen­ten erwartet nach einem Berufseinstieg eine frei vereinbarte Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden in der Woche. Das hat die repräsentative „Continental-Studentenumfrage“ ergeben, die heute (Mittwoch) an der Technischen Univer­sität (TU) in Darmstadt vorgestellt wurde. „Das zeigt sowohl den Realitätssinn als auch die Einsatzbereitschaft des akademischen Nachwuchses in Deutsch­land“, sagte Continental-Personalvorstand Thomas Sattelberger.

      Der internationale Automobilzulieferer stellt in diesem Jahr insgesamt mehr als 900 Hochschulabsolventen ein. Von den mehr als 600 jungen Ingenieuren und Naturwissenschaftlern sowie knapp 280 neuen Mitarbeitern im kaufmännischen Bereich werden jeweils gut die Hälfte in Deutschland eingesetzt. „Wir wollen wis­sen, welches Meinungsbild unsere kommenden Nachwuchskräfte zu wichtigen Fragen künftiger Arbeitswelten haben und gaben deshalb die Untersuchung in Auftrag“, sagte Sattelberger. TNS/EMNID hat daher Anfang diesen Jahres 1015 Studenten zu ihren Ansichten unter anderem zu Arbeitszeit, Karriere und Qualifizierung befragt.

      Lediglich 1,8 % erwarten danach zum Berufsstart eine tarifliche Arbeitszeit von 35 Stunden pro Woche, nur 5 % gehen von 37,5 Stunden pro Woche aus. Und nur etwa ein Viertel der Befragten würde sich tariflich geregelte Arbeitszeiten von 35 bzw. 37,5 Wochenstunden wünschen. „Diese Zahlen sind betrüblich für dog­matische Arbeitszeit-Regulierer“, meinte Sattelberger. Trend- und Zukunftsfor­scher Matthias Horx vom Zukunftsinstitut sagte dazu: „In der entwickelten Wis­sensökonomie wird irgendwann jeder einen auf seine Fähigkeiten und Wünsche designten Arbeitsvertrag erhalten können, der sich auch im Lauf der Zeit an neue Bedingungen anpassen lässt.“

      Sattelberger verwies außerdem darauf, dass regelmäßige Wochenendarbeit für 20,1 % kein Problem ist und 66,1 % sich diese „gelegentlich“ vorstellen können. Nur 9,9 % sagen, dies wäre ein Grund, den Arbeitsplatz nicht anzunehmen. Auch das Thema Freizeit wird vor allem pragmatisch gesehen, Planbarkeit geht vor Regulierung: Zwar hat für 39 % geregelte Freizeit eine hohe oder sehr hohe Prio­rität (gegenüber 24,7 % mit geringer oder keiner Priorität). 81,4 % nennen aber „planbare Freizeit“ mit hoher bzw. sehr hoher Priorität. „Das belegt, dass für kre­ative Nachwuchskräfte mit termingebundenen Projektaufgaben flexible und indi­viduelle Arbeitszeitsysteme inklusive Arbeitszeitkonten die richtige Lösung sind“, sagte Sattelberger.

      Er bezeichnete es als „beachtliches Ergebnis“, dass 50 % der Befragten einen sehr schnell mit hoher Verantwortung und Entscheidungskompetenz ausge­statteten Arbeitsplatz einem besser bezahlten, aber weniger attraktiven Job be­vorzugen würden: „Geld ist für die Hälfte des akademischen Nachwuchses nicht der erste Gradmesser für die Attraktivität einer Aufgabe oder Firma.“

      Die Dreiteilung des Einkommens in Grundgehalt sowie variable Anteile, die ei­nerseits vom persönlichen und andererseits vom Unternehmenserfolg abhän­gen, kommt für 60,8 % voll und ganz oder eher in Frage. „Auch hier hat eine deutliche Mehrheit eine nach Leistung differenzierte Beurteilung der Arbeits­welt“, sagte Sattelberger. Eine realistische Einschätzung zeige sich auch daran, dass 68 % die Berufswelt der Zukunft als „eine Abfolge zeitlich befristeter, dafür gut bezahlter und interessanter Jobs bei unterschiedlichen Arbeitgebern mit Zweckbündnis-Charakter“ sehen. Weniger als ein Drittel geht von einer „unbe­fristeten, möglichst lebenslangen Anstellung und einem hohen Maß an Loyali­tät“ aus. Dieses von Selbstverantwortung getragene Urteil korrespondiert mit der Aus­sage „Jeder ist heutzutage Unternehmer seiner Talente“, der 73,1 % voll und ganz oder eher zustimmen.

      „Junge Menschen in universitären Ausbildungen wissen heute, dass sie in ihrem Leben mehrere Berufe, mehrere Arbeitgeber, untypische Berufskarrieren erleben werden“, sagte Horx. „Dieser Wandel macht Angst, aber er beinhaltet auch eine Menge guter Botschaften und Chancen. Aus Monotonie wird Engagement. Aus Fixiertheit an einen Ort wird globale Mobilität. Individualität, Kreativität und Selbstverantwortung, im Rahmen traditioneller Arbeitskulturen eher Abweichun­gen, rücken nun ins Zentrum der Wertschöpfung.“

      „Bestätigt sehen wir uns als Arbeitgeber auch in unserer Einschätzung, dass wir innovative Systeme und Prozesse lebenslanger Weiterbildung benötigen“, er­klärte Sattelberger. Er verwies darauf, dass jeweils 25 % ihr erworbenes Wissen schon heute für veraltet oder für maximal drei Jahre up-to-date halten. 52,3 % gehen davon aus, künftig 11 bis 20 % ihrer Arbeitszeit für Weiterbildung aufwen­den zu müssen. 31,9 % gehen sogar von mehr als 20 % ihrer Arbeitszeit aus. 46,2 % meinen, der Arbeitgeber sollte für Ausbildung die Mittel (Kosten), der Arbeitnehmer die Zeit zur Verfügung stellen. In diesem „Co-Invest“ für lebenslan­ges Lernen und Berufsfähigkeit sieht Sattelberger die richtige Weichenstellung.

      58,3 % der Befragten können sich einen völlig abseits des Studien-Spektrums gelegenen Arbeitsplatz vorstellen. Allerdings würden bei Jobverlust nur 5,5 % ohne jeden Einwand eine schlechter bezahlte Stelle annehmen, 30,5 % können sich das „eher vorstellen“, 44,5 % antworteten mit „teils, teils“. „So realitätsnah die Antworten insgesamt in der Studie auch ausfallen, so herrscht in dieser Frage eine zwar persönlich sehr verständliche, angesichts des globalen Wett­bewerbs aber überholte Ansicht vor“, meinte Sattelberger.

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