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      Mobilitätsstudie 2016 - Automatisiertes Fahren
      Pressemeldung
      21. September 2016

      Automatisiertes Fahren liegt für die Logistikbranche noch weit hinter dem Horizont

      • Laut Continental-Mobilitätsstudie sieht Branche Handlungsbedarf insbesondere in Sachen Umweltschutz
      • Unterstützende Systeme stehen bei den Fahrern hoch im Kurs
      • Windschattenfahren durch vernetztes „Platooning“ steht nach Ansicht von Experten technologisch kurz vor dem Durchbruch

      Hannover, im September 2016. Komfort, Sicherheit, Effizienz, Ressourcenschonung – Automatisiertes Fahren wartet mit vielen Vorteilen auf. Doch für die Logistikbranche liegt eine Nutzung dieser Technologie noch weit hinter dem Horizont. Dies ist ein zentrales Ergebnis der „Continental-Mobilitätstudie 2016“. Zwar steht das Automatisierte Fahren in der Transportbranche grundsätzlich auf der Agenda, konkrete Erwartungen verbindet die Branche allerdings eher mit einer speziellen Unterkategorie des Automatisierten Fahrens, dem sogenannten „Platooning“. Bei diesem System können mehrere Lkw mit Hilfe eines technischen Steuerungssystems, einer „elektronischen Deichsel“, in sehr geringem Abstand hintereinanderfahren und so durch den „Windschatten“ bis zu 15 Prozent Kraftstoff sparen. Das funktioniert, weil die Lkw vernetzt sind und miteinander kommunizieren. Das erste Fahrzeug gibt das Tempo vor, die anderen folgen.

      Automatisiertes Fahren in seiner Gesamtheit ist dagegen lediglich für 26 Prozent der deutschen Logistiker besonders wichtig (bei den chinesischen Kollegen sind es 33 Prozent). In Deutschland halten 31 Prozent Automatisiertes Fahren für attraktiv für die Fahrer, in China sind es 35 Prozent. In Deutschland sehen dies die Fahrer selbst deutlich skeptischer: Nur 15 Prozent der deutschen Fahrer vertreten die Auffassung, dass Automatisiertes Fahren für sie einen Mehrwert darstellt. Den Wunsch nach Automatisiertem Fahren äußerten lediglich 9 Prozent der Fahrer. Selbst angesichts des enormen Kosten- und Wettbewerbsdrucks in der Branche sehen nur 28 Prozent der befragten Logistik-Experten im Automatisierten Fahren eine Chance für die Branche. In China sind es dagegen fast die Hälfte (47 Prozent).

      Dabei ist Automatisiertes Fahren für einige Experten „nicht mehr weit weg“: „Teilautomatisiertes Fahren gibt es ja heute schon, und das bedeutet eine erhebliche Effizienzsteigerung.“ Als Beispiel werden GPS-gestützte Tempomaten und Platooning genannt. „Platooning wird in relativ kurzer Zeit kommen. Dies führt auch zu einer besseren Nutzung der Verkehrsinfrastruktur und zu mehr Fahrsicherheit und hilft eventuell bei dem akuten Fahrermangel“, ist sich ein Flottenmanager sicher. „Platooning ist ein Haupttrend, in den wir investieren, das ist nicht mehr im Stadium eines Experiments.“

      Das allerdings sehen andere Experten deutlich skeptischer: „Platooning mit elektronischer Deichsel – das kann ich mir in der Praxis nicht vorstellen. Und die Haftungsfragen sind völlig ungeklärt. Die dahinterliegende Rechtsstruktur ist noch nicht einmal angedacht. Sie sind auch wichtig für das dann neue Verhältnis Fahrer zu Lkw sowie für das Verhältnis der automatisierten Fahrzeuge untereinander.“ Ein weiterer Flottenexperte sagt in der Studie: „Lösungen könnten in eigenen Lkw-Spuren auf der Autobahn liegen, aber dazu müssten viele Infrastrukturbedingungen verändert werden.“

      „Automatisierung“ betrachten die Logistik-Experten laut Studie ohnehin ganzheitlich für die gesamte Logistikkette: Mehr Platz für Ladung bei Lastwagen ohne Fahrerhaus; automatisierte Ladeplanung mit optimaler Gewichtsverteilung und Sicherung der Ladung; automatisierte Be- und Entladevorgänge durch die Integration des Fahrzeugs in das Lagerkonzept; Unfallverhütung und sinnvolles Langstrecken-Management.

      Selbst bei innovationsorientierten Unternehmen, die häufiger Software-Lösungen zur Planung, Kontrolle und Optimierung der Arbeitsprozesse einsetzen und an der Spezialisierung der eigenen Angebote arbeiten, stehen zeitnah verfügbare Lösungen für Umweltauflagen und Effizienzsteigerungen im Vordergrund: „Evolutionäre“ Verbesserungen und kleinere Modifikationen, die sich schnell umsetzen lassen und sich kurzfristig rentieren. Dazu gehören beispielsweise kraftstoffsparende Technologien, Fahrassistenzsysteme, Softwarelösungen und Reifendruck-Überwachungssysteme.

      „Generell kann man sagen, alles, was im Pkw technologisch möglich und vorhanden ist, könnte und sollte auch im Lkw möglich und vorhanden sein – von Radar bis automatischen Bremsfunktionen. Alles, was die Fahrsicherheit erhöht“, wird ein Logistikexperte in der Studie zitiert. Ziel sollte die größtmögliche Unterstützung für den Fahrer durch Technik sein. „Fahrerassistenzsysteme stehen ganz oben. Und sie sollten nicht durch den Fahrer abschaltbar sein. Sicherheitsaspekt“, fordert ein anderer Studienteilnehmer. „Rangierhilfen mit Umfelderkennung auch für den Hänger mit Sensoriklösungen, das wäre für den Lkw-Verkehr viel sinnvoller als für Pkw.“

      Zwei Drittel der Fahrer als Anwender schätzen bei den Assistenzsystemen vor allem die Zuverlässigkeit und Bedienfreundlichkeit (jeweils 66 Prozent). Auffällig: 72 Prozent der Fahrer mit mindestens 30 Jahren Berufserfahrung wünschen sich mehr Assistenzsysteme.

      Mit der „Mobilitätsstudie 2016 – Der vernetzte Truck“ legt das führende Technologieunternehmen Continental seine inzwischen vierte Mobilitätsstudie vor. Das Markt- und Sozialforschungsinstitut infas befragte Logistiker, Spediteure, Flottenbetreiber sowie Fernfahrer in Deutschland und China. Im Fokus stehen die Herausforderungen, die für die Logistikbranche durch Digitalisierung und Vernetzung entstehen.

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